Alles beginnt mit einer verrückten Idee…

Manchmal, wenn die Dinge festgefahren scheinen, braucht man eine Unternehmung, ein Projekt, das wirklich eine Veränderung verlangt- ein Ausbruch aus der Komfortzone, ins Ungewisse. Wo Scheitern möglich ist. Oder man womöglich mehr bekommt, als man sich vorher vorstellen konnte….
Wie kam die Idee zustande? Tatsächlich mitunter durch einen gekonnten Zermatter Marketingtrick: “Ladies Please” – wie bekommt man vier (bis dato) moderat fitte Damen auf eine ehemalige Männerdomaine (zumindest bis 1871 – als Lucy Walker unter erheblichem Widerstand als erste Frau das Matterhorn bestieg).

Ich fühlte mich direkt angesprochen. Ich bin fasziniert von den Bergen, ich liebe diese raue und zugleich wunderschöne Landschaft mit all ihren Herausforderungen, der ich in meiner Kindheit näher war als jetzt im Berufsleben. Und mein sportlicher Ehrgeiz war geweckt.
Dennoch brauchte diese total verrückte Idee noch ein paar Wochen um zu reifen – und zu dem Entschluss zu führen, sich in dem recht knapp bemessenen Zeitraum von ca vier Monaten fit für das Matterhorn zu machen – im Flachland, neben Vollzeitjob, und sehr intaktem Sozialleben. Eine Herausforderung, die (trotz bestehender guter Fitness) ernsthaft genug war, und verlangte, dass ich mich dafür intensiv vorbereite, um sie zu bewältigen oder gar zu überleben. Eine verrückte Idee, und deswegen behielt ich sie lange für mich, während ich schon trainierte, weil ich nicht wollte, daß Freunde und Familie mir das Projekt ausreden wollten. Was sie natürlich auch promt versuchten, sobald sie es herausbekamen. Andere zollten mir Respekt; sich für sowas als Jahresziel vorzubereiten, ok, cool, aber innerhalb von vier Monaten??!!

Was erwartet mich beim Aufstieg, welche körperlichen Fähigkeiten (Ausdauer, Kraft, Technik) muss ich mitbringen? Einen Trainingsplan für das Matterhorn in der kurzen Zeit für wenig erfahrene Alpinisten (bei allem Respekt) habe ich nicht gefunden. Leichtsinning unterschätzt habe ich das Unternehmen allerdings auch nicht – also habe ich mir (als Sportwissenschaftlerin) selbst einen gebaut. Ich bin die Sache systematisch angegangen: reverse engineering. Berichte, allgemeine Empfehlungen und Youtube Videos von Matterhorn Besteigungen hinsichtlich Anforderungsprofil analysiert: Kraftausdauer, allgemeine Ausdauer, allgemeine und spezifische Kraftanforderungen der Bewegungen, Klettertechniken, Beinarbeit, Stabilität, Stand und Trittsicherheit, Akklimatisierung, Sicherungstechniken, Ausrüstungsanforderungen. Und ich habe mir professionelle Unterstützung von einem erfahrenen, lokalen Bergführer geholt. Wir haben für die Vorbereitungszeit in den Monaten zuvor drei spezifische Trainingswochenenden in den Bergen vor Ort geplant, und den Aufstieg für Mitte Juli ins Auge gefasst. Bis dahin musste ich nun richtig Gas geben.

Das waren vier Monate Hardcore Training. Wie man sich als „Flachlandindianer“ auf das Matterhorn vorbereiten kann. Das Trainingstagebuch und meine Erfahrungen werde ich demnächst hier veröffentlichen.
Schweiz, 2019
Alle Bilder : Nora Petersen, CC BY SA 4.0
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