
Sommer 2021. Immer noch kein gewöhnlicher Sommer. Aber ein großes Abenteuer wartete auf mich: die Besteigung des höchsten Berges der Alpen. Als Warm-up für das Weisshorn, inklusive Akklimatisierung. Nach der Erfahrung des letzten Jahres und der Unkontrollierbarkeit der Vorbereitungsmöglichkeiten (geschlossene Sportstätten, etc.) fand ich das eine klasse Idee.
Natürlich hat der viermonatige Lockdown von November 2020 bis März 2021 nicht gerade zu einer großartigen Vorbereitung beigetragen. Aber mit all den mir zur Verfügung stehenden Mitteln (viel Wandern und Homegym) und gegen alle Widrigkeiten dieser Zeit bin ich mit eiserner Disziplin mit dem Training dabei geblieben. Dabei innerhalb von 10 Wochen 5 kg Gewicht abgebaut. Ich fühlte mich nicht ultrastark, aber wenigstens leicht und zäh. Das kann beim Klettern und Bergsteigen durchaus von Vorteil sein.
Ich reiste ein paar Tage eher, bevor ich meine Reisepartner (ein deutscher Bergführer und ein weiterer Gast) kennenlernen sollte, nach Chamonix (Frankreich), um mich dort bereits zu akklimatisieren.
Zur Vorbereitung hatte ich wenige Wochen zuvor ein kleines, privates „Trainingslager“ im Wallis mit Gletschertraining und einer versuchten Viertausenderbesteigung (des Weissmies) eingebaut – was der Tiefschnee letztendlich leider verhindert hat.

Allerdings war ich in dieser Woche gesundheitlich ziemlich angeschlagen und leistungsmäßig gar nicht da, wo ich mich gesehen hatte. Es war frustrierend. Sollte es dieses Jahr denn einfach auch nicht besser werden?

Mit einem Gefühl der Unsicherheit reiste ich Mitte Juni nach Chamonix. Letztendlich doch im Auto, obwohl ich ursprünglich umweltfreundlich den Zug nehmen wollte. Das Gepäck, die Ausrüstung und die Dauer und Art der Unternehmung ließen diese Option in letzter Instanz dann doch nicht zu. Mein Weg sollte mich direkt anschließend in die Schweiz und auf die nächsten Viertausender bringen.
In Chamonix wurde ich von einer atemberaubenden Kulisse begrüßt. In wenigen Orten der Alpen lässt sich innerhalb eines Tales ein Höhenunterschied von rund 4000 m erahnen. Das pittoreske Städchen liegt auf knapp 1000 Höhenmetern – überragt von dem 4810 m hohen Mont Blanc, den man bequem vom Dorfplatz aus erkennen kann.

Ich suchte mir direkt eine anspruchsvolle Tour für den nächsten Tag heraus. Ich wollte auf die „Gite de Balmat“, den Ausgangspunkt der Erstbesteigung des Mont Blanc am 8. August 1786 durch die beiden Franzosen Paccard und Balmat. Der Weg dahin sollte mich über das „Chalet des Pyramides“ nahe an den „Bossons“ Gletscher heranbringen. Dieser hatte mich direkt bei meiner Anreise schon von Weitem fasziniert. Eine imposante Gletscherzunge, die bis weit ins Tal hineinragte.

So etwas hatte ich noch nie gesehen. Das wollte ich mir von Nahem anschauen.


Nicht weniger faszinierend waren die atemberaubenden Manöver des Helikopters, der die oberhalb der Strecke liegende Berghütte, das „Chalet des Pyramides“, versorgte. In einem Abstand von 5 bis 10 Minuten kam er immer wieder mit neuer Ware am Lastenseil hochgeflogen. Um sich dann im Sturzflug fast kopfüber wieder ins Tal zu stürzen und zur nächsten Ladung. Es war unglaublich faszinierend, dieses Schauspiel zu verfolgen. Nach allem was ich über Aerodynamik gelernt hatte, konnte ein Heli so doch gar nicht fliegen?


Es war noch viel Schnee auf der Strecke. Und ich hatte einen leichtsinnigen Fehler gemacht. Ich hatte meine Stöcke nicht mitgenommen. Abschüssige Altschneefelder lassen sich mit Stöcken jedoch wesentlich sicherer begehen – und ohne eben nicht; das sollte ich nun feststellen.


Weiter als bis hierhin kam ich nicht. Kurz unterhalb der „Gite de Balmat“ wurde der Altschnee mit meiner unzureichenden Ausrüstung zum unüberwindlichen Hindernis. Es war für diese Jahreszeit noch ungewöhnlich viel Schnee in den Hochlagen geblieben. Somit kehrte ich um und genoss den Blick in die andere Richtung, zu meinem eigentlichen Ziel.

Am folgenden Tag stattete ich dem „Mer de Glace“ einen Besuch ab. Der drittgrößte Gletscher der Alpen hatte in den vergangen Jahren allerdings auch sehr viel seiner Mächtigkeit eingebüßt. Circa 4 m Dicke pro Jahr gehen jedes Jahr verloren.

Und die Treppe nach unten muss regelmäßig verlängert werden. Es ist im Prinzip genauso wie beim Grand Canyon – je tiefer man runter geht, umso jünger wird die Treppe.


Die Eishöhle war nicht extrem tief und enthielt die üblichen Eisskulpturen hinter einem tropfenden Eingang. In Sommertagen bestimmt eine willkommene Erfrischung, aber mäßig spektakulär. Der Weg über die (ca 500?) Treppen hinab und hinauf war zumindest ein gutes Training.


Zurück ging es zu Fuß über den „Balcon“, ein Panorama Wanderweg oberhalb der Bahnstrecke, zurück nach Chamonix – am Ende im Eilmarsch, nachdem Wind und Donner ein Gewitter hinter und bald über mir ankündigten.

Mein letztes Stündchen schien allerdings noch nicht geschlagen zu haben. Ich kam heil im Hotel an. Um dort das Gewitter dann in der Gartensauna über mich hinwegziehen zu lassen (ob das so viel schlauer war…?)
Aiguilles du Tour
Zwei Tage später sollte ich dann meine anderen Bergkameraden kennenlernen auf dem Weg zur „Cabane d’Orny“ auf der Schweizer Seite. Dort würde unser erstes Trainingslager dieser Woche stattfinden, mit der Besteigung des Mont Blanc am kommenden Sonntag.


Das Wetter war uns erst mal nicht wohlgesonnen. Wir schafften es, mit unserer Ausrüstung für die nächsten Tage auf dem Rücken, gerade noch rechtzeitig kurz vor einem mächtigen Schneeregenschauer in die Hütte. Am nächsten Tag war Techniktraining angesagt.


Gletschertraining in Vorbereitung auf die Besteigung des „Aiguilles du Tour“: in allen Varianten am Hang abrutschen und abfangen (gottseidank mit wasserdichten Klamotten!!). Der nächste Morgen verhieß jedoch wieder nichts Gutes. Wir saßen in einer dicken Nebelsuppe und überlegten, ob wir wirklich unbedingt draußen zur Besteigung klatschnaß werden wollten….

Entschlossen machten wir uns dennoch auf den Weg. Von der „Cabane d’Orny“ (2825 m) über den Gletscher du Trient vorbei an der „Cabane du Trient“ (3169 m) hinauf zur „Aiguilles du Tour“ (3540 m). Mit einer überraschenden Wendung…plötzlich kamen wir aus der Wolkensuppe heraus und hatten einen stahlblauen klaren Himmel (und die Bergspitzen) über uns!




Auf dem Rückweg, wieder in den Wolken, kamen uns mehrere Bergsteiger entgegen, die in der Hoffnung auf besseres Wetter später gestartet waren – und staunten nicht schlecht, als wir ihnen in dünneren Jacken und mit einem Grinsen im Gesicht entgegen kamen. Dass es da oben Sonne geben sollte war inmitten dieses Nebels tatsächlich unvorstellbar.
Aiguilles du Midi
Am nächsten Tag stiegen wir von der Hütte ab und fuhren zurück nach Chamonix, um dort unser Hotel im Angesicht des Mont Blanc zu beziehen. Morgen sollte uns ein weiteres Highlight der Bergwelt erwarten: die berühmte „Aiguilles du Midi“!

Eng klammert sich die Station, die nur per Seilbahn erreichbar ist, in luftiger Höhe an den Fels. Auf der von Chamonix abgewandten Seite geht es wieder steil bergab in das kaltweiße Dach der Alpen.


Heuten wollten wir mit der Besteigung den „Mont Blanc du Tacul“ (4228 m) ein neues Leistungsniveau erreichen. Zugleich näherten wir uns auch langsam geografisch dem Mont Blanc, der in unmittelbarer Nachbarschaft auf uns wartete und uns schweigend an unsere kommende Aufgabe erinnerte.




Der Aufstieg war anstrengend, aber das Wetter war großartig und belohnte alle Mühen! Der Weg zurück hatte sehr spannende Stellen – sehr steile Passagen im Eis, aber bot auch durchaus spaßige Abstiegsmethoden (im Tiefschnee abwärts hüpfen).






Nach einem gemütlichen, köstlichen Abendessen wurde noch ein Pre-briefing für den Mont Blanc Aufstieg gemacht. Morgen begann der Aufstieg zum „Refuge du Gouter“ (3817 m), dem klassischen Ausgangspunkt für die Gipfelerklimmung. Und ein stolzes stilles Örtchen als höchstgelegene Toilette Frankreichs (und alleinig mit fließendem Wasser ausgestattet – im Gegensatz zu den Waschbecken).

Mont Blanc
Wir wollten den Aufstieg um gut 1380 Höhenmeter, die wir sonst zu Fuß hätten überbrücken müssen, mit der Zahradbahn zum „Nid d´ Aigle“ (2372) abkürzen. Allerdings war diese in den letzten Wochen zu Reparaturzwecken ausser Betrieb, und wir wußten nicht, ob sie morgen fuhr. Das wäre hart geworden. Aber die Götter schienen uns wohlgesonnen – sowohl die der Technik als auch die des Wetters.



Auf dem Weg zum Refuge erwarteten uns allerdings auch gefährliche Stellen. Der berüchtigte „Grand Couloir“ – eine schmale Felsrinne, in der regelmäßig Bergsteiger durch Steinschlag ums Leben kommen. Vor dem „Couloir des Todes“ wurde ich von mehreren Seiten eindringlich gewarnt – man müsse unbedingt die Beine in die Hand nehmen und so schnell wie möglich rüber rennen.

Die Felsrinne wirkte auf den ersten Blick unscheinbar. Eine deutliche Vertiefung zeigte die Hauptrinne an. „Wir bewegen uns zügig, aber ohne Hektik da durch“ beschied mein Bergführer. Lauschten kurz nochmal nach oben, ob wir irgendwelche verdächtigen Steinschlaggeräusche ausmachen konnten, und scannten dabei nach möglichen rollenden Steinen.

Eine zusätzliche Aparatur, die ich noch nie gesehen hatte, deutete auf die Besonderheit der Stelle, die sogar wissenschaftlich im Fokus ist, um die Sicherheit der Bergsteiger zu erhöhen, hin: ein Stahlseil war über die Rinne gespannt, in welches man sich während der Passage des Couloirs einklinken sollte. Für den Fall, das man doch von einem Stein mitgerissen würde und dann nicht direkt schwer verletzt wurde, würde sich zumindest ein weiterer Absturz in die Tiefe vermeiden lassen.

Wir klinkten uns nach unserem Scan ein und kreuzten entschlossen den Hang, ohne dass wir von losen Geschossen behelligt wurden. Aber bereits die Gruppe direkt nach uns mußte kleineren Schneebällen und Steinen ausweichen: „Attention! Pierres!!“ (Achtung! Es kommen Steine runter!) rief einer seinen Kameraden warnend zu.

Der weitere Abstieg war anstrengend aber voller toller Panoramablicke. Ein recht anspruchsvoller Klettersteig mußte vor Erreichen der Hütte noch passiert werden.



In der Hütte wurde in zwei Schichten gegessen. Masken wurden teilweise getragen, teilweise auch nicht. Den Abstand konnte man auch nur bedingt einhalten. Aber wer hier hoch kommt, kann nur gesund sein! Das redete ich mir zumindest ein….natürliche Selektion…nun ja. Die Schlafsäle mit der offenen Decke waren etwas gewöhnungsbedürfig, aber ich hatte meine kleine Koje und war zufrieden damit. Zähneputzen ging nur mit Wasser aus der Flasche, da die Wasserversorgung hier oben sehr aufwändig ist, und daher nur der Küche und den hygienischen Mindesteinrichtungen zur Verfügung stand. Die Hütte selbst war eine moderne und beeindruckende Holz- und Stahlkonstruktion auf 3835 m über dem Meer, die bis 2013 komplett mit Hubschraubern neu errichtet wurde.
Wie immer auf Berghütten ging es früh ins Bett. Die Meisten wollten morgen früh auf den Gipfel, also hieß es um 2:30 Uhr aufstehen. Es gab aber auch Gäste, die am nächsten Tag nur gemütlich wieder absteigen wollten und sich den Gipfel komplett schenkten. Und welche, die an einem Tag vom Tal bis auf den Gipfel stiegen. Wir sahen diese Individuen mit großem Respekt an den Fenstern aus dem Inneren der Berghütte heraus vorbeiziehen.

Der Morgen des Gipfeltages war hart wie jeder Tag, der bereits um 3 Uhr morgens von einem verlangt, ein Marmeladenbrötchen in sich hinein zu zwängen, obwohl der Organismus darauf eigentlich noch keine Lust hat. Kurz darauf legten wir im Schuhraum unsere Steigeisen, Gamaschen, Stöcke und Pickel an, seilten uns an und aktivierten in der kühlen Luft inmitten einer Gruppe Gleichgesinnter unsere Stirnlampen. Während des Aufstieges meinte ich den Moment zu spüren, an dem die Energie des Brötchens aufgebraucht war – und das war weit unterhalb des Gipfels. Der Aufstieg in der Dunkelheit war anstrengend, aber die Bedingungen waren gut. Fester Schnee, mäßig Wind, und bald hörten wir das französische Geplappere nur noch hinter uns. Die Schweizer Berge scheinen mir irgendwie ruhiger zu sein als die Französischen.
Wir machten kurze Trinkpausen und folgten sonst schweigend dem Lichtkegel der Stirnlampe (und ich dem Bergführer) im Zickzack den Gletscher hinauf. Dabei nahmen wir sogar noch den „Dome du Gouter“ (4304 m), den wahrscheinlich flachsten Gipfel der Alpen, mit. Hätte mein Bergführer das nicht feierlich erklärt, hätte ich das Profil nicht von den anderen Erhebungen unterscheiden können. Die anderen Gruppen schienen sich überhaupt nicht für den kleinen Gipfel zu interessieren. Wir passierten eine verlassene Station und irgendwann die magische 4600 m Grenze – der Moment, wo vielen Gästen langsam die Luft ausgeht. Auch wenn Müdigkeit und Erschöpfung ihren Tribut zollten, stiegen wir in konstantem Tempo unbeirrt hinauf. Dennoch waren wir immer noch vor den anderen.
Es kamen immer wieder Erhebungen, von denen ich glaubte, dahinter müsse nun endlich der Gipfel sichtbar sein; nur um dann wieder unter der nächsten Erhebung (oder Vorgipfel) zu stehen.

Kurz unterhalb des Gipfels ging es nochmal einen schmalen Grat entlang, auf dem uns eisiger Wind entgegenschlug.
Gegen Sonnenaufgang erreichten wir dann eine Art Plateau, welches rechts und links sanft abfiel, und auch nicht weiter aufwärts führte. Der Gipfel des Mont Blanc – wir hatten ihn erreicht!

Und was für ein Timing, denn nur wenige Minuten später blitzte die Sonne zwischen dem zackigen Horizont und den Wolkenschichten hindurch und färbte die gesamte Szenerie für einen kurzen Moment in ein kitschiges, aber wunderschönes Pink! Alpenglühen Deluxe auf dem höchsten Gipfel der Alpen!

Erschöpft beglückwünschten wir uns zum gelungenen Gipfelsturm. Ein Gipfelkreuz zum Posieren sucht man hier allerdings vergebens. Die Kuppe des Mont Blanc zieht sich länglich und erlaubt einen wunderbaren Rundumblick. Alt bekannte Viertausender standen etwas tiefer als gewohnt.
Es war ein erhebendes Gefühl, das mal wieder geschafft zu haben und dann noch mit so einem Lichtspektakel beglückt zu werden. Mein Bergführer war auch ganz entzückt: „In weniger als drei Stunden (2:50 min) habe ich es noch nie mit einem Gast auf den Gipfel des Mont Blanc geschafft! Das ist echt ’ne starke Leistung!“ Und das alles nach so einem Jahr voller Hindernisse und Widrigkeiten!


Nachdem wir ausreichend Fotos gemacht hatten und die Kälte allmählich in die Kleidung kroch, machten wir uns auf den Abstieg. Mein Bergführer traute mir wohl einiges zu, denn wir nahmen nicht die Normalroute zurück, sondern bewegten uns Richtung Nordosten. Richtung Aiguilles du Midi.

Auf dem Weg nahmen wir noch den Mont Maudit („Der verfluchte Berg“, 4465 m) mit, einen berüchtigen Berg unterhalb des Mont Blanc, unter dessen Seracs (gefährliche Türme aus Gletschereis) schon einige Bergsteiger begraben wurden. Das Tückischste an diesem Berg war allerdings der Aufstieg über die steile Eisflanke. Obwohl wir die ganze Zeit am Seil gesichert gingen, hätte mein Bergführer einen Absturz wohl kaum verhindern können, wenn ich ausgerutscht wäre. Selten habe ich mich derart auf jeden meiner Schritte konzentriert, um sicherzugehen, dass meine Frontzacken und die Spitze der Eisaxt sauber in das Eis geschlagen waren, bevor ich den nächsten Schritt machte. Dagegegen war der Mont Blanc ja fast ein Kinderspiel!


Nach dem Gipfel des Mont Maudit wartete noch eine weitere Schlüsselstelle und eine Schlüsselentscheidung auf uns. Sollen wir die Passage des „Col du Maudit“ wagen? Die Passage unterhalb des Seracs war sehr gefährlich, da Seracs jederzeit ohne Vorwarnung abbrechen und alles unter sich begraben können. Aber sie war auch wesentlich kürzer.


Wir enschlossen uns, es zu wagen. Bis zur Aiguilles du Midi war es noch ein weiter Weg und in der Ferne zogen Wolken auf. Auch hier lautete die Ansage wieder: „Lass‘ uns zügig, aber ohne Hektik hier durchgehen. Nicht unterhalb anhalten und Pause erst, wenn wir ausserhalb der Gefahrenzone sind“. Ich schritt extrem konzentriert und zügig die schmale Spur hinter ihm entlang, allerdings nicht ohne hin und wieder mal einen Blick nach oben zu werfen, wo die Seracs bedrohlich über uns empor ragten. Fotomachen habe ich mich auch erst jenseits der Stelle getraut.


Den restlichen Weg legten wir zügig zurück. Bis zur Aiguille du Midi waren wir insgesamt 7 Stunden unterwegs. Das letzte Stück von der Senke beim Cosmic Grat hinauf zur Station war uns zwar schon bekannt, aber nach den diversen Gipfeln in meinen Knochen war der Aufstieg ziemich hart und ich merkte, dass ich allmählich an meine Leistungsgrenze kam.

Wir erreichten die Station gegen Mittag, die Sonne war inzwischen wieder heraus gekommen und wir feierten den Gipfeltag mit einer heissen Schokolade und einer riesen Sahnehaube darauf!

Erschöpft reihten wir uns in die Menge der Seilbahntouristen zur Abfahrt ein – jedoch mit dem Bewusstsein, heute etwas ganz Besonderes erlebt zu haben. Vielleicht sah es uns der/die ein oder andere sogar an. Wie wirkt man wohl auf die Touristen um sich herum, mit seinen feuchten, leicht verschwitzten und verdreckten Bergklamotten, den noch feuchten Steigeisen und Eispickeln am Rucksack baumelnd, leicht gerötetem Gesicht und diesem erschöpften und gleichzeitig zufriedenen Grinsen im Gesicht.
Frankreich, Juli 2021


Alle Bilder : Nora Petersen, CC BY SA 4.0
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